Luther lädt zum Denken ein

Martin Luther war nicht nur ein Mann des Wortes. Er ließ seinen Reden Taten folgen und löste damit eine Reformation aus, die auch 500 Jahre später noch Menschen wachrüttelt und zum Nachdenken bringt. Damit alle Grund-schulkinder den Hintergrund des neu eingeführten Feiertages am 31. Oktober verstehen, fanden zum wiederholten Male die beliebten Luthertage in der Emmausgemeinde im Kleiberweg statt.

Der Reformator Luther, gespielt von Pastorin Birgit Mahn, überzeugte die Schulkinder genauso wie die beiden Theologenfreunde Philipp Melanchthon und Andreas Karlstadt, dargestellt von Holger Schaper und Maren Schamp-Wiebe. Sie empfingen die Schulklassen im großen Gemeindesaal der Emmausgemeinde mit einem kurzen szenischen Spiel bei Tisch. So, wie Martin Luther allabendlich Familie, Freunde, Studenten und andere Menschen in seinem Esszimmer versammelt haben soll, saßen die Schauspieler an einem gedeckten Tisch. Bedient wurden sie von Luthers Frau Katharina von Bora (Mareile Reisch) und der Magd Hanne (Jasmin Dethlefs und Anette Clausmeyer). Beide Frauen standen schon damals „ihren Mann“ und diskutierten mit über Gott und die Welt.
Nach dem Einstieg und der Reise ins Mittelalter, die alle Kinder durch einen symbolischen Umhang vollzogen, ging es in Kleingruppen weiter zu verschiedenen Stationen.

Philipp Melanchthon empfing die Kinder in der Studierstube und leitete sie bei der Übersetzung der Bibel vom Griechischen ins Deutsche an. Bei Hanne durften die Jungen und Mädchen im dunklen Stübchen das Gewittererlebnis Martin Luthers nacherleben. Dieser hatte in Todesangst, als ein Blitz direkt neben ihm einschlug, Gebete in den Himmel geschrien. Die Kinder schrieben eigene Bitten auf.

Bei Martin Luther und seiner Frau Katharina konnten die Kinder sich Gedanken machen über wichtige Thesen, die unsere Welt besser machen könnten. So wie der berühmte Reformator im Jahre 1517 seine 95 Thesen gegen die Ungerechtigkeit der damaligen Staatskirche an die Kirchentür in Wittenberge hämmerte, schrieben die  Viertklässler Sätze auf kleine Zettel, die sie anschließend an eine schwere Holztür nageln durften. „Mich ärgert, dass das Klima sich erwärmt und die Menschen so wenig dagegen tun!“ formulierte ein Mädchen, während eine anderes Kind klagte: „Es gibt zu viel Streit in der Klasse!“

Bei der letzten Station empfing Luthers Freund Karlstadt die Kinder und machte ihnen klar, wie schwer eine Kindheit im 16. Jahrhundert verlief und welche Ängste die Menschen damals auszustehen hatten. Jeder Teilnehmer wurde spielerisch vor die Wahl gestellt, ob er lieber Brot und Brennholz für die Familie oder einen Ablassbrief für die Freisprechung von Schuld kaufen wolle. So erfuhren die Kinder am eigenen Leib, warum viele Frauen und Männer im Mittelalter der Irrlehre der Kirche geglaubt und aus lauter Angst vor der Hölle Ablassbriefe gekauft hatten.

Nach dem Durchlauf der Stationen empfing Martin Luther die Schüler und Schülerinnen nochmals in großer Tischrunde und erklärte ihnen anhand eines Bodenpuzzles sein Wappen, die bekannte Lutherrose. Zum Abschluss wurden die Kinder wieder in die Gegenwart gebeamt und verabschiedet.

Seit nunmehr 15 Jahren veranstaltet die Kirchengemeinde am Kleiberweg die Luthertage in Kooperation mit der Fridtjof-Nansen-Schule.  Alle 7 vierten Klassen aus den Standorten Fahrenort und Swatten Weg nahmen daran teil. Der hohe zeitliche und organisatorische Aufwand wurde belohnt durch mehrere Kinder, die am Ende der Veranstaltung sich persönlich bei den schauspielenden Eltern, Lehrerinnen und Mitarbeiterinnen der Gemeinde für den eindrücklichen Vormittag bedankten.
Maren Schamp-Wiebe