„ Hamburg räumt auf!“ hieß es auch im Flüchtlingslager der Schnackenburgallee am 24. März, als sich wieder drei Klassen der Fridtjof-Nansen-Schule zu einem Besuch in die Containerschule aufmachten. Was in den Köpfen der Jungen und Mädchen aus Syrien, Afghanistan, dem Iran, Serbien und dem Kosovo vorging, konnte man an einigen Gesichtern ablesen: „Müll sammeln? Warum machen die Deutschen das? Müssen das nur wir Kinder?“
Wie gut, dass Lernen auch ohne Worte funktioniert. Als die Fridtjof-Nansen-Kinder der Klassen 2c, 3f und 4f wie selbstverständlich nach den Mülltüten griffen und sich den Handschuh überzogen, machten die zugeteilten Partnerkinder aus dem Flüchtlingslager dieses einfach nach. Spätestens, als die Teams gemeinsam loszogen und alle Kinder und Erwachsenen sich nach Getränkedosen, Einwegbechern, Plastikmüll und Zigarettenkippen bückten, war den Kindern klar, dass sich keiner zu fein war, anderer Leute Müll aufzusammeln. Mit Spaß und Entdeckerfreude sammelten die insgesamt 100 Kinder im angrenzenden Volkspark und fanden leider eine ganze Menge. Vor allem die Besucher des Stadions scheinen das eine oder andere einfach fallen zu lassen.
Die Fridtjof-Nansen-Kinder, die schon seit Jahren an der Aktion „Hamburg räumt auf“ teilnehmen, fanden alte Autoreifen, Holzplatten, einen Fußball, Absperrbänder, Socken, Golfbälle und viele Flaschen, die achtlos in die Natur geworfen worden waren. Zum Abschluss wurden die Mülltüten und Fundstücke auf einen Berg geschichtet und stolz präsentiert. Alle Kinder, auch die Jungen und Mädchen aus dem Flüchtlingsdorf, standen am Ende der Aktion stolz und fröhlich hinter den Müllsäcken und äußerten Unverständnis über die Wegwerfmentalität einiger (erwachsener) Menschen. Bleibt zu hoffen, dass dieses noch lange anhält.
Die Idee zur gemeinsamen Teilnahme an der Aktion „Hamburg räumt auf“ hatten die Lehrkräfte aus der Zentralen Aufnahmestelle für Flüchtlinge in Bahrenfeld. Sandro Perbandt, Petra Benaglia und Nesrin Kuchenbecker hofften auf motivierende Wirkung durch die Luruper Schüler und Schülerinnen. Menschen aus dem Flüchtlingslager sollten sehen, dass Hamburger Bürger verantwortlich mit ihrer Stadt umgehen und sich für eine schöne Umwelt einsetzen.
Dass Hamburg eine schöne Stadt ist, wissen einige Flüchtlinge vielleicht noch nicht. Wer mitten im grauen Winter in das triste Containerdorf zwischen Autobahn und Müllverbrennungsanlage gebracht worden ist, hat noch nicht viele schöne Eindrücke gewinnen können. Sobald der Frühling die Stadt ergrünen lässt und die Flüchtlinge den Volkspark erkunden, werden sie den Stadtteil mit anderen Augen sehen. Die Tatsache, das Kinder und Erwachsene aus Hamburg bereit sind, die Natur von Unrat zu befreien, wird ihnen bewusst machen, dass wir in einer lebens- und liebenswerten Stadt leben.
Maren Schamp-Wiebe