Der laute Luther von Lurup

 

Die Hauptfigur der Luthertage, die traditionell um den Reformationstag in der Emmausgemeinde in Lurup stattfinden, war in diesem Jahr besonders laut. Pastorin Verena Fitz, nebenberuflich Schauspielerin, gab dem Reformator Martin Luther Gesicht und Stimme.

Alle vierten Klassen der Fridtjof-Nansen-Schule durften am 26. und 27. Oktober das beeindruckende Schauspiel erleben. Am Anfang saßen Katharina von Bora (Anne von Appel-Bielefeld), die Theologen Melanchthon (Klaus Lemitz) und Karlstadt (Jasmin Dethlefs und Maren Schamp-Wiebe) sowie ein Studiosus (Daniel Reusch) noch friedlich bei Tisch, wurden bewirtet von der selbstbewussten Dienstmagd Hanne (Anke Reusch) und genossen Suppe und Bier. Doch dann kam Luther in den Raum gerannt, voller Energie und neuer Gedanken. Lautstark berichtete er, was er gerade Unglaubliches getan hätte: 95 Thesen an die Eingangstür der Kirche in Wittenberg gehämmert!

Die Tischgemeinschaft stellte Fragen und versuchte den aufgebrachten Reformator zu beruhigen. Dann sorgten Luthers Ehefrau und Magd Hanne dafür, dass die zuschauenden Kinder zeitgemäß gekleidet wurden. Die Schüler und Schülerinnen erhielten violette Umhänge und reisten damit 500 Jahre zurück ins „Lutherland“. Eine Leinentasche mit einem Backstein ließ sie eine Zeit lang spüren, wie schwer die Zeit im Mittelalter für viele Menschen gewesen ist. 

An vier Stationen durften die Kinder Leben und Wirken Martin Luthers nachempfinden. In der Schreibstube wurden sie von Melanchthon aufgefordert, bei der Bibelübersetzung aus dem Hebräischen ins Deutsche zu helfen. Mit Schreibfeder und Griffel und Hilfe eines hebräischen Alphabetes entschlüsselten sie kurze Bibelverse.

An einer Station im Freien durften die Kinder mit Hanne und dem Studiosus eigene Thesen für eine bessere Welt an eine große Holztür nageln. Im Kriechkeller erzählte Martin Luther ihnen von seinen eigenen Ängsten und alle gemeinsam sprachen über die Kraft des Gebets. Im Gemeindesaal wurden die Kinder von Karlstadt und Tetzel empfangen und umworben. Erster predigte ihnen Gnade und Vergebung aller Sünden, zweiter versuchte ihnen Ablassbriefe zu verkaufen. Jedes Kind verfügte über ein kleines Säckchen mit Talern und musste sich für Brot und Brennholz oder einen Brief entscheiden.

Helferin Anette Clausmeyer fungierte als Zeitwächterin und sorgte für den reibungslosen Stationswechsel, bis alle Kinder schließlich wieder im großen Gemeindesaal zusammenkamen. Dort puzzelten sie die berühmte „Lutherrose“ und erfuhren von Martin Luther den Sinn dieses Wappens.

Bevor alle Jungen und Mädchen zurück in die Gegenwart reisten, umfassten sie mit ihren Händen den schweren Backstein, der sie die ganze Zeit begleitet hatte. Pastorin Verena Fitz ermutigte die Viertklässler, alles Schwere in ihrem Leben in diesen Stein zu packen und anschließend an Gott abzugeben. Es war berührend, was die Kinder an Kummer offenbarten:  die Trauer über ein gestorbenes Kaninchen, die Krankheit des Opas, die Angst um die kleine Schwester, den Tod der Mutter oder die Sorgen wegen Corona.

Die Fachleiterin für Religion, Maren Schamp-Wiebe, die gemeinsam mit der Emmausgemeinde diese aufwändigen Luthertage vorbereitet und durchgeführt hatte, war sehr zufrieden und dankbar für die gute Kooperation und das Engagement der Mitwirkenden. Sogar der NDR berichtete am Abend des zweiten Luthertages über diese beeindruckende Veranstaltung.
Höre das Lutherspiel aus dem Kulturjournal des NDR
MSW