Wenn es keine Corona-Krise geben würde, hätte gestern in der Fridtjof-Nansen-Schule eine große Abschiedsfeier für Klaus Feyerabend stattgefunden. Die ganze Schulgemeinschaft wollte sich bei ihrem „Mann für Alles“ aufs Herzlichste bedanken und seinen Eintritt in den Ruhestand feiern. Dies wird natürlich nachgeholt und gebührend gefeiert, wenn die Schulen wieder öffnen dürfen.
Sein letzter Arbeitstag sollte trotz leerer Schule und dem fehlenden Publikum besonders verlaufen. Deshalb wurde über Nacht der Eingangstrakt im Fahrenort geschmückt und mit bunten Plakaten beklebt. Auf einer langen Wäscheleine waren Dankesworte und Erinnerungen an die gemeinsame Zeit aneinandergereiht.
Klaus Feyerabend war 25 Jahre lang ein Hausmeister, der seinen Beruf mit Leib und Seele ausfüllte. 1994 bewarb er sich zusammen mit seiner Frau Bärbel auf die Hausmeisterstelle. Damals wurde die Ehefrau automatisch als Betriebshelferin beschäftigt. Das Ehepaar Feyerabend wurde genommen und zog in den Bungalow direkt neben der Schule. Beide Kinder besuchten zu dieser Zeit Klassen der Fridtjof-Nansen-Schule und genossen die kurzen Wege in der Woche und das traumhafte Schulgelände an Wochenenden und Ferientagen.
KIaus Feyerabend startete von Anfang an voller Elan durch. Viele Ideen und Projekte wurden angepackt und vor allem technisch hohe Standards eingerichtet. So erhielt die Fridtjof-Nansen-Schule schon lange vor der Forderung nach „Digitalisierung“ der Schulen in fast allen Klassenräumen Smart-und Whiteboards. Seine berufliche Qualifikation als Elektriker kam der Schulgemeinschaft auch bei der Wartung der Computer oder der Beleuchtung von Treppenhäusern und des Schulhofes zugute.
Gleich vorn im Eingangsbereich saß Klaus Feyerabend tagaus, tagein hinter einer Fensterscheibe an seinem Schreibtisch und hatte alle kommenden und gehenden Menschen im Blick. In diesem eigentlich viel zu kleinem Raum fanden Besprechungen mit anderen Hausmeistern und Handwerkern statt, Frühstücksrunden und so manche Beratung oder Aufmunterung verzweifelter Kollegen und Kolleginnen. Für jeden und jede hatte Klaus Feyerabend ein Ohr und es machte ihm sichtlich Spaß, für Probleme eine Lösung zu finden. Besonders kreativ vermochte er aus alten Restbeständen oder entsorgten Gegenständen funktionale Möbel zu bauen.
Dass ein Hausmeister laut Vertrag feste Arbeitszeiten hat und abends oder am Wochenende nicht arbeiten sollte, hinderte ihn nicht daran, bei Projekten, Veranstaltungen und Festen tatkräftig zu unterstützen und anzupacken. Mit Freude und oft in Begleitung der ganzen Familie baute er beim Stadtteilfest mit auf und ab, spielte den Grillmeister bei Kollegiumsfesten oder den Leuchtmeister beim Laternenfest. Klaus Feyerabend fühlte sich wohl in der Schule und war ein beliebter Teil der Schulgemeinschaft.
Die Schulleitung, die Lehrerinnen und Lehrer, die Erzieherinnen und Erzieher, die Reinigungs- und Küchenkräfte, der Mitarbeiter und die Mitarbeiterinnen im Büro, die Handwerker, die Eltern und vor allem auch die Schulkinder lassen diesen geschätzten Hausmeister nur ungern gehen, wünschen ihm aber alles Gute für die Zukunft und seinen persönlichen „Feyerabend“.
Maren Schamp-Wiebe