Lasten musste jedes der 150 Kinder in Form eines Ziegelsteines mit herumschleppen am Luthertag in der Emmausgemeinde im Kleiberweg. Wie auch in den vergangenen Jahren veranstaltete Pastorin Birgit Mahn in Kooperation mit Maren Schamp-Wiebe, Fachleiterin für Religion, das Angebot des mittelalterlichen Stationenspiels zum Reformationstag. Am 1. und 2. November folgten alle vierten Klassen der Fridtjof-Nansen-Schule der Einladung in die evangelische Kirchengemeinde.
Begrüßt wurden die Schülerinnen und Schüler von Martin Luther und seiner Tischgemeinschaft, zu der seine Frau Katharina v. Bora, die Magd Hanna und die Theologen Karlstadt und Melanchthon gehörten, alle toll verkleidet. Ehrenamtliche aus der Gemeinde und dem Stadtteil sowie Studenten für das Fach Religion und die Diakonin wirkten in diesem Jahr mit.
Um die Zeitreise ins Mittelalter bildhaft zu unterstützen, bekam jedes Kind einen Umhang und eine Tasche mit einem Ziegelstein. Dieser machte den Kindern sinnbildlich bewusst, dass 1517 eine beschwerliche Zeit für viele Menschen war. Das spürten sie schon bei der ersten Station, wo sie Ablassbriefe für ihre eigenen Sünden oder die ihrer verstorbenen Angehörigen kaufen sollten. An einer anderen Station durfte jede kleine Gruppe der spannenden Geschichte von Martin Luthers Entführung und seiner Zeit auf der Wartburg lauschen, die der Reformator für die Übersetzung der Bibel ins Deutsche genutzt hatte. Alle Kinder durften einen Bibelvers aus dem Hebräischen übersetzen und dabei Schreibfeder und Tinte benutzen. Das machte Spaß, war aber auch sehr mühsam!
Im dunklen Stübchen erzählte Hannah den Kindern von Luthers Gewittererlebnis und seiner Todesangst, die ihn zu einem Versprechen gegenüber Gott gebracht hatte. Die Gruppe griff danach zu Papier und Stift und formulierte eigene Gebete.
Besonders aktiv wurden die Jungen und Mädchen bei der letzten Station an der großen Holztür. Dort durften sie ihre eigenen Thesen annageln und nachempfinden, wie skandalös und ausdrucksstark es damals gewesen sein muss, als Martin Luther seine 95 Thesen an die Eingangstür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt hatte.
Abgerundet wurde das Stationenspiel von Martin Luther im großen Kreis im Gemeindesaal, indem dieser mit den Kindern gemeinsam sein Wappen, die Lutherrose, zusammensetzte und erklärte. Bevor es zurück in die Schule ging, entledigten sich die Kinder ihres Umhanges und des schweren Ziegelsteines. Martin Luthers Reformation hatte sie eindrücklich von ihren Lasten befreit!